PraxisForum 19.8.05
Canon EOS 20Da
Thomas Hugentobler zeigt Aufnahmen mit der EOS 20Da (inkl. Vergleich zur 10D)
Ich hatte Gelegenheit, die neue Canon EOS 20Da für Astroaufnahmen zu testen. Diese digitale Spiegelreflexkamera, welche speziell für die Astrofotografie modifiziert ist, wird in beschränkter Stückzahl von Canon Schweiz geliefert.
Ich benutzte die beiden Abende vom 23. und 28. Juli 2005 für erste kurze Vergleichsaufnahmen mit der neuen Canon EOS 20Da und meiner Canon EOS 10D.
Als Testobjekt eignen sich die Nebel M8 und M20, da diese nicht nur im roten H-Alpha Farbbereich leuchten, sondern auch blaue Reflexionsnebel enthalten.
Der erste Abend war vom Wetter her nicht optimal und zudem standen die beiden Nebel im Schützen tief im Süden, wo die Lichtglocke über der Stadt Bern recht deutlich den Himmel aufhellte.
Der direkte Vergleich mit der Canon 10D zeigt den Unterschied deutlich. Leider zogen während der Aufnahme mit der 10D Wolken auf und diese erscheinen als orange Schleier. Das Orange stammt vom Störlicht aus der nahen Stadt Bern.
Am zweiten Abend war die Sicht klarer. Der Nordamerikanebel stand beinahe im Zenit und wurde kaum von Störlicht beeinflusst.
Die Aufnahme mit der ‘alten’ Canon 10D lieferte ein sehr schwaches Ergebnis. Die rote Farbe war auch mit viel Nachbearbeitung im Photoshop kaum herauszubekommen.
Ich habe bewusst bei diesem Test nur kurze Belichtungszeiten verwendet. Für bessere Resultate ist es nötig, mehrere und längere Aufnahmen zu mitteln.
Weitere Angaben zu den obigen Aufnahmen:
Teleskop: Zeiss APQ 100/640 mit AP-Reducer 0.8x, Brennweite ca. 520 mm
Montierung: Astrophysics 400GTO
Nachführung: mit einer Atik-Webcam am Leitrohr Pentax 75 SDHF, Software GuideDog
Standort: mein Balkon in Bolligen bei Bern
Bildbearbeitung: IRIS, Photoshop und NeatImage
Nachtrag
Die ausgesprochen klare und dunkle Nacht vom 9./10. August 2005 erlaubte mir, vom selben heimischen Balkon aus eine länger belichtete Aufnahme des Nordamerikanebels zu machen. Die kürzere Brennweite von 300mm bringt rechts neben dem Nordamerikanebel auch noch den schwächeren Pelikannebel mit aufs Bild.
Kamera Canon EOS 20Da
Teleobjektiv Canon EF 300mm f/4L bei offener Blende f/4.0
8 x 7 Minuten + 1 x 10 Minuten Belichtungszeit, total 66 min.
ISO 800
Keine interne Rauschunterdrückung
Keine Dunkelbilder abgezogen
Die Einzelbilder wurden im RAW-Format aufgenommen und im Photoshop eingelesen. Zur Bearbeitung des Bildes wurden einzig die Gradationskurven angepasst. Es ist erstaunlich, dass dank des verbesserten Rauschverhaltens keine Dunkelbilder abgezogen werden mussten.
Fazit
- Die neue Canon EOS 20Da ist eine für den Astrofotografen sehr empfehlenswerte Kamera.
- Der eingebaute IR-Filter ist für eine deutlich höhere Empfindlichkeit im H-Alpha Farbbereich von 656nm modifiziert.
- Die EOS 20Da hat einen noch rauschärmeren Chip als die 20D oder 350D.
- Ein neuartiger Live-Fokussiermodus erlaubt das schnelle und perfekte Scharfstellen vor der Aufnahme am eingebauten Bildschirm. Zwei Vergrösserungsstufen stehen zur Verfügung, wobei der Bildausschnitt bei der stärkeren Stufe der Darstellung bei maximalem Zoom des Bildschirms entspricht.
- Anstelle des Akkus kann das mitgelieferte Stromversorgungsset eingesetzt werden, damit ist die Kamera für lange Belichtungen immer einsatzbereit.
- Aufnahmen bei Tageslicht sind problemlos möglich. Die meisten ‘normalen’ Bilder zeigen keinen Unterschied in der Farbe. Der Weissabgleich ist an die gesteigerte Rotempfindlichkeit angepasst. Für farbkritische Aufnahmen kann es trotzdem empfehlenswert sein, einen geeigneten IR-Sperrfilter vor dem Objektiv einzusetzen.
Dank
Die Kamera wurde freundlicherweise von Foto Zumstein AG in Bern zur Verfügung gestellt.
Im August 2005
Thomas Hugentobler