21.12. Grosse Konjunktion mit Live-Übertragung

Live Übertragung durch die Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien:

Etwa alle 20 Jahre stehen die beiden grössten Planeten des Sonnensystems – Jupiter und Saturn – von der Erde aus gesehen scheinbar beinahe nebeneinander. Diese scheinbaren Begegnungen sehen jedoch nicht immer gleich aus.

Am 21. Dezember stehen sie nun so nahe beieinander, wie seit fast 400 Jahren nicht mehr! Die zwei Gasriesen sind nur 6 Bogenminuten voneinander entfernt!

Ein Winkel von 6 Bogenminuten (1/10 Grad) ist etwa die Grösse eines 5 Räpplers in 10 Meter Distanz. Mit blossem Auge dürften die beiden wohl kaum mehr auseinanderzuhalten sein. Kommt dazu, dass der Helligkeitsunterschied zwischen Saturn mit +0.6mag und Jupiter mit -2.0mag doch beträchtlich ist.

Ab etwa 17:00 Uhr zeigen sich Jupiter und Saturn – schon tief im Südwesten – am Himmel. Ein erhöhter Standort mit freier Sicht auf den Horizont ist also nötig. Im Feldstecher bei 10-facher Vergrösserung werden kurze Zeit später erste Details erkennbar.

Anblick im Feldstecher bei 10-facher Vergrösserung

Links oberhalb von Jupiter ist der Mond Callisto zu sehen, rechts unterhalb Europa. Die beiden anderen Gallileischen Monde Ganymed und Io stehen wohl zu nahe bei Jupiter, um sie bei dieser geringen Vergrösserung sehen zu können.

Mit zunehmender Dämmerung wird – allerdings nur mit Teleskop – oberhalb der Verbindungslinie Saturn – Callisto ebenfalls der Saturnmond Iapetus zu sehen sein.

Ab etwa 18 Uhr lohnt es sich, dieses Zusammentreffen auch fotografisch festzuhalten. Mit Brennweiten ab 200 mm sind Jupiter und Saturn schon deutlich zu unterscheiden. Bei geeigneter Standortwahl können auch Teile der noch schwach beleuchteten Landschaft mit auf’s Bild gebracht werden.

Bildausschnitt mit Vollformatkamera und 200 mm Objektiv

Besonders eindrücklich lässt sich dieses Spektakel natürlich mit einem Teleskop fotografieren. Brennweiten ab 2500 mm sind dabei optimal.

Bildausschnitt mit Vollformatkamera und 2700 mm Brennweite

Aufgrund der grossen Helligkeitsunterschiede zwischen den Planeten und Monden sollte dabei ein HDR-Verfahren angewendet werden. Die Kombination von einzelnen Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten bringt Details optimal zur Geltung.

Bei der visuellen Beobachtung stehen die Gestirne so nahe beieinander, dass sie bei 200-facher Vergrösserung zusammen im Okular zu sehen sind – eine einmalige Gelegenheit, welche sich erst in 60 Jahren wieder ergibt.

Anblick durch’s Okular bei 200-facher Vergrösserung

Ob eine so hohe Vergrösserung aber auch tatsächlich verwendet werden kann, ist jedoch fraglich.

Jupiter steht bei Beginn der Dämmerung um 17:20 Uhr noch gut 13° über dem Horizont. Um 17:40 Uhr, bei einer Sonnentiefe von 9°, sind es nur noch etwa 11° über Horizont. Bei so geringen Höhen verläuft die Sichtlinie über eine sehr grosse Strecke entlang der bodennahen Luftschichten, wo die Turbulenzen am grössten sind. Je höher die Vergrösserung, umso heftiger werden Jupiter und Saturn scheinbar hin- und hertanzen. Wer mit einem Teleskop fotografiert, sollte deshalb möglichst kurze Belichtungszeiten anstreben.

Mit etwas Wetterglück können wir also durchaus eine Jahrhundert-Show erwarten. Allerdings sehen die Wetterprognosen zur Zeit nicht allzu gut aus:

Am Rande noch bemerkt: Es wird ja gerne kolportiert, diese Grosse Konjunktion sei auch dasselbe Phänomen, das vor etwa 2000 Jahren als “Stern von Bethlehem” berühmt geworden ist. Dazu sei nur gesagt: Die Bibel ist keine historische Quelle.

Ja, im Jahr 7 v. Christus gab es auch so eine enge Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn wie in diesem Jahr.

Weshalb dann aber die Bezeichnung “Stern von Bethlehem”? Auch damals wussten die Menschen schon, dass es einen Unterschied zwischen Planeten und Sternen gibt. Weshalb der Schweif? Wenn das so ein Spektakel war, warum schrieb nur Matthäus davon?

Siehe auch https://scilogs.spektrum.de/uhura-uraniae/weihnachtsstern/
oder hier https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/12/21/sternengeschichten-folge-4-der-stern-von-bethlehem.

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Datum

21. Dez. 2020
Vorbei!

Uhrzeit

17:30 - 19:05

Labels

Feldstecher,
Teleobjektiv 200 mm,
Teleskop

Veranstaltungsort

Süd-Südwest, tief am Horizont

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